Anke Jablinski
ZUFLUCHTSORT MALTA
Ein persönlicher Reiseführer
Selbstverlag, Berlin, 2009, Paperback, 177 Seiten, ISBN 978 3 00 028003 0
Aber. Genau das ist das Stichwort. Für mich. Dieses Aber. Aber. Das Buch lag längere Zeit bei mir, in meinem Stapel ungelesener Bücher (SUB). Jetzt war ich dann sowieso dabei, Bücher über Malta zu lesen – oder besser, von denen behauptet wurde … naja, wollen wir nicht gemein sein … –, und da kam auch endlich die Jablinski mit ihrem Werk dran.
Das Buch hat eine wechselvolle Geschichte, die Anke in ihrem Vorwort auch beschreibt. Mehrere Verlage wollten mal und konnten dann nicht, warum auch immer. Schließlich hat sie es selbst verlegt – wobei das so hundertprozentig gewiss nicht ist, wenn man sie nicht kennt und nicht mit ihr korrespondiert, denn das Impressum des Buches – ein vorgeschriebenes Objekt, vorgeschrieben durch Landespressegesetze – besteht aus der ISBN des Buches, sonst findet sich da nichts.
Anke kenne ich nicht persönlich – vielleicht: noch nicht –, aber per Email. Es handelt sich um einen Menschen, den ich so spontan als »schillernd« bezeichnen würde, nicht im abgedrehten Sinne, sondern im Sinne des Wortes: Sie hat viele Dinge in ihrem Leben gemacht, sie mischt viele Dinge, die für sogenannte »normale« (also »nicht schillernde«) Menschen vermeintlich nichts gemeinsam haben – ein Copyshop, ein Maltashop, geführt von einer Künstlerin … – und sie wirkt manchmal ein wenig durcheinander, nicht im Sinne von »geistig wirr« als vielmehr in dem Sinne einer Wirrheit, wie sie Menschen zeigen, die sehr aktiv sind und von deren Sein und Wirken man immer nur stroboskopartige Ausschnitte mitbekommt.
Anke jedenfalls sagt von sich selber – und ich habe keinen Grund, das zu bezweifeln –, dass sie fünfzig Mal – und inzwischen dürften die Zahl sogar höher liegen – auf Malta war. Wenn ich dann meinen Neid überwunden habe und auch nicht mehr versuche, für mich selbst herauszufinden, warum sie das getan haben könnte, statt gleich dort zu leben, dann kommt für mich dieses Aber, wenn es um dieses Buch geht.
Aber.
Das Buch liest sich sehr gefällig, sehr angenehm. Schreibt die Joosten (»Maltamaniac«) ungelenk eigentlich nichts über Malta, schreibt die Seifert (»Mitten im Meer«) gut gestylte, weil lektorierte Klugscheißereien, so hat die Jablinski (»Zufluchtsort Malta« ‹g›) einen gefälligen, einfachen, sehr persönlichen Schreibstil, der so wirkt, wie man sich einen »persönlichen Reiseführer« vorstellen kann. Abgesehen von einigen Fehlern sachlicher Art – dazu später noch mehr –, erfährt man als Maltaneuling viel aus einer persönlichen Sicht, geschildert von jemandem, der sich nicht nur auskennt, sondern Malta kennt.
Aber. Da ist es wieder. Aber.
Und nun wird es leider ein wenig hart.
Wenn jemand fünfzig Mal auf Malta war und ein Buch schreibt, noch dazu ein Buch mit dem Titel »Zufluchtsort Malta«, dann erwarte ich etwas anderes. Ich erwarte keinen »persönlichen Reiseführer«, denn den brauche ich, der ich bislang fünf Mal – also ein Zehntel von Ankes Reisegelegenheiten – dort war, wirklich nicht mehr. Ich brauche nicht noch ein Buch, in dem auf die eine oder andere Weise, vielleicht anders als bei anderen, aber letztendlich doch nichts anderes beschrieben wird, als wie es in Valetta aussieht, in Mdina, in Mellieha, auf Gozo und so weiter, und so fort, ich brauche nicht noch mehr Beschreibungen von dem, was in jedem kleinen Reiseführer drin steht, nur anders formuliert, aber letztendlich doch nach der Agenda eines Reiseführers zusammengestellt: Was ist wichtig auf Malta? Was sollen die Leute wissen? Was sollen sie sehen?
Ich brauche nicht noch eine Zusammenstellung falscher Fakten, die selbst jemand, der fünfzig Mal auf Malta war, wie Anke – was ich, wie erwähnt, nicht bezweifle – ganz offensichtlich immer noch aus grundsätzlich falschen, veralteten oder einfach nur dahingeschluderten Reiseführern schöpft, wie sie von den Herren Lajta, Latzke und Bötig verzapft wurden, von denen sich sogar noch hartnäckige Dummheitsreste in den Werken von Lips und Bussmann finden, von denen man von Haus aus anderes erwarten sollte.
Ich meine damit nicht die einmal mehr tradierte Unwahrheit, dass Paulus 59 oder 60 n. Chr. – da können sie sich ja nicht mal einigen, die Herren Reiseführerschreiberlinge – auf Malta schiffgebrochen sei, und die tradierten Unwahrheiten darob, was dem gefolgt sei. Auch wenn die katholische Kirche nicht anzuerkennen in der Lage ist, daß Warnecke einfach recht hat und die katholische Kirche eben nicht, so verwundert das ja nicht, denn wann hätte die katholische Kirche schon einmal zugegeben, dass irgendjemand außer ihr recht haben könnte. Und auch wenn ich den Maltesern ihren Pauluskult gönne, weil er mittlerweile weniger Paulus, denn Kult ist und da hingehört, wo er jetzt ist. Das ändert einfach nichts daran, dass es nicht möglich gewesen sein kann und mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit einfach nicht so ist. Und in einen deutschen Reiseführer zu Malta, ob nun persönlich oder nicht, gehört eine vernünftige und durchaus kritische Auseinandersetzung mit dieser Frage. Den Maltesern sei ihr Pauluskult gegönnt, wie gesagt: der gehört da hin; in des deutschen Reiseführerschreibers Hirn, ob persönlich oder nicht, gehört Grips und die Fähigkeit, mehr zu sehen, als das, was gerade einmal über den Tellerrand leckt.
Nein. Es geht auch um andere Fehler. Zum Beispiel um die unsägliche Falschbehauptung, die acht Spitzen des Malteserkreuzes repräsentierten die acht Zungen des Ordens – was schon deshalb nicht stimmen kann, weil es nicht immer acht Zungen waren –, obwohl sie in Wirklichkeit – verifiziert zum Beispiel durch den Vatikan – die acht Seligpreisungen der Bergpredigt darstellen. Und mehr dergleichen.
Natürlich. Es sind Fehlerchen, gut. Aber es ist gerade für jemanden, der nicht nur Maltaliteratur zuhauf kennt, sondern selbst dort gewesen ist – und um solche eklatanten Unsinnigkeiten zu erkennen, muss ich nicht fünfzig Mal nach Malta, da reichen fünf Mal leicht –, für so jemanden ist es ärgerlich – über alle Maßen –, sich noch einmal und noch einmal und noch einmal den gleichen Unsinn vor Augen führen zu lassen, wie ihn schon Pappnasen und Pappkameraden wie die oben erwähnten Herren verzapft haben (und sich nicht mal von ihren Trudie und wie auch sonst genannten Sekretärinnen davon abbringen lassen, wie es scheint).
Was mich an Ankes Buch geärgert hat, das waren zum einen meine eigenen Erwartungen, die einfach enttäuscht wurden. Das bin ich natürlich selbst schuld. Ich mag Anke vom Mailen, ich würde sie gerne mal kennenlernen – und werde das auch irgendwie zu arrangieren suchen –, aber da habe ich einfach zu viel erwartet.
Und was mich ärgert, das ist diese verschwendete Chance. Mein Gott, die Frau war FÜNFZIG Mal auf dieser Insel. Da muss man doch einfach ums Verrecken mehr zu schreiben haben, als einen »persönlichen Reiseführer«, der einmal mehr für irgendwelche Leute, die es dann doch nicht verdient haben, die üblichen Highlights der Inseln abklappert. Wo sind denn die Malteser in Ankes erlebten Aufenthalten? Da werden einige Namen erwähnt, einige Charaktere angedeutet, aber letztlich ist da – nichts. Und da hilft es nicht, dass sie mit dem Untertitel des »persönlichen Reiseführers« eigentlich vorwarnt, sondern in Wirklichkeit in die Irre führt, wenn man zu lesen beginnt und denkt, dass hier mehr drin steckt als das übliche Reiseführergeseiere.
Um der Wahrheit gerecht zu sein: Bevor ich einen alten Polyglott- oder auch aktuellere Schmalbandreiseführer von Lajta – der allerdings, wie ich glaube, gar nicht mehr schreibt –, Latzke – den wohl inzwischen auch der ADAC losgeworden ist – und Bötig – der dafür geschwulstartig auf dem Sektor in Deutschland grassiert – wirklich goutiere, lese ich lieber diesen Jablinski. Die touristischen Informationen sind nicht relevant in diesem Buch. Man findet keine Adressen, Telefonnummern, Besichtigungslisten und Marco-Polo-Insidertips – dafür ist das Buch zu alt, wie es scheint, denn die meisten der von Anke benannten Locations sind dann gerne längst Vergangenheit –, sondern durchaus persönliche Schilderungen. Aber für meinen Geschmack konzentrieren sie sich auf die falschen Objekte. Was Anke zwischen dem dreißigsten und vierunddreißigsten Aufenthalt über die St. Johns Co-Cathedral dachte und wie sie sie fand, interessiert sogar mich, der sie auch nach dem fünften Besuch noch nicht gesehen hat, nicht wirklich.
Für jemanden, der das erste Mal nach Malta will oder gerade das erste Mal dort war, wer seinen Lips oder seinen Bussmann gelesen hat und noch einen Ticken mehr wissen möchte, ist das Buch von Anke Jablinski durchaus gut geeignet.
Für jemanden wie mich taugt es nichts. Oder nein, es taugt schon – es ist ja nicht so, dass ich es angewidert aus der Hand hätte gleiten lassen. Aber es bringt mir keinen zusätzlichen Gewinn.
Aus Handwerkersicht wäre noch zu erwähnen: Der Druck ist okay. Demjenigen, der die Bindung der mir vorliegenden, inzwischen allerdings wohl ausverkauften Auflage gemacht hat, sollte man zeigen, wie sich ein rostiges Messer an den Weichteilen anfühlt. Über die presserechtlichen Anforderungen an ein Impressum könnte Anke sich selbst informieren, wenn sie wollte. Ihrem layoutenden Gatten könnte man eine Menge von dem zeigen, was man Layout nennt und das hier nahezu vollständig fehlt. Und dass die Fotos – von denen ich gerne gewusst hätte, wann genau sie aufgenommen wurden – farblich nicht so gut, weil meist gelb- oder gelbrotstichig herauskommen, das liegt entweder an Ankes Originalvorlagen oder an einem Drucker, der den Namen nicht verdient, weil er nicht in der Lage ist, seine Maschine zu kalibrieren.
Egal. Das Buch haut die Menschheit nicht um. Mich jedenfalls nicht. Und ich bin nicht die Menschheit. Immerhin bekommt es in meiner Sammlung nicht nur einen Stammplatz, sondern auch einen ordentlichen Platz. Und ich pflege weiter meine Hoffnung, dass ich die Autorin dazu bringen kann, mit mir (und meinem Verlag) zusammenzuarbeiten. Was nach dieser Rezension vielleicht schwieriger geworden sein könnte. Aber ich gebe nicht auf.
Internetressourcen
Copyshop: www.ankescoppeeshop.de
Maltashop: www.ankes-malta-shop.de
Künstlerin: www.ankejablinski.de
Anmerkungen
Klaus Bötig wurde vor allem mit seinen Malta-Reiseführern in der Merian-Reihe, die in den unterschiedlichsten Verlagen erschienen und erscheinen, bekannt. Im Laufe der Zeit hat sich deren Qualität ganz sicher ein wenig verbessert, jedoch – Ich bezeichne solche Reiseführer immer noch als »low level«, sie enthalten nur die wichtigsten Informationen, haben insgesamt wenig Tiefgang und wirken von Auflage zu Auflage eher so, als wäre der Autor gar nicht mehr auf der beschriebenen Insel gewesen, sondern hätte seine Assistenten und seine Redaktion bemüht, im Internet und in anderer Literatur nach Aktualitäten zu recherchieren und diese einzuarbeiten.
Gleiches gilt für Hans E. Latzke, dessen Malta-Reiseführer im ADAC-Verlag und bei Dumont erschienen. Erkennbar ist dieses Vorgehen meiner Einschätzung nach anhand der »Vererbung« von Fehlern, die bei den beiden genannten Herren bis zu Dr. Hans Lajta zurückzuverfolgen sind.
Lajta war, was Malta-Reiseführer angeht, in Deutschland vermutlich der Pionier, wenn es um kleine, handliche Reiseführerchen mit schnell überschaubaren, leicht erfassbaren knappen Informationen geht. In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts kam Lajta mit dem ersten Polyglott-Reiseführer zu Malta auf den Markt, einem dünnen Broschürchen mit einer Informationsmenge, die wohl dem entsprach, was man in Deutschland und im restlichen Europa damals über Malta wusste und wirklich wissen wollte.
Diese Herren – und Ingeborg Tetzlaff mit ihren seinerzeit um Klassen besseren Dumont-Kunstreiseführern zu Malta – sind längst auf dem Weg in die Rente, was diese Art von Schriftstellerei angeht. Heute sind es vor allem Michael Bussmann und Werner Lips, die über Malta in Deutschland in einer Art und Weise schreiben, die ich als ernst zu nehmen bezeichnen würde.
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Ich bin gespannt!
Danke. – Was die Frage angeht, ob ich einen Verlag habe: http://www.pmachinery.de. Im Impressum steht der ISBN-Präfix. – Die Malta-Anthologie ist durchaus noch aktuell. Es dauert ein wenig länger, Geschichten zusammenzubringen, die die Bedingungen erfüllen – es soll kein Reiseführer werden, es sollen Geschichten erzählt werden.
Daran vorbei
Eine Stellungnahme zu Michael Haitels Buchkritik “m’ hemm l-ebda ghadra”
“Ich mag Kritiker nicht”, sagte meine Schwester, als wir als Teenager abends zusammen saßen und in Zeitungen blätterten, “immer nörgeln und meckern sie an allen und allem herum und tun so, als ob sie es besser könnten oder wüßten, oder die Weisheit mit Löffeln gefressen hätten, anstatt selbst etwas auf die Beine zu stellen!”
Ich zuckte etwas ratlos mit den Schultern. Ich war gerade erst fünfzehn, und hatte mir darüber noch keine Gedanken gemacht.
“Wahrscheinlich muß es sie geben”, sagte ich schließlich, “vielleicht, weil die Menschen einen Vordenker brauchen, jemanden, dessen Urteil ihnen wichtiger erscheint als die eigene Meinung. Aber anstatt die schönen Künste zu genießen, leben sie eigentlich daran vorbei…”
Heute, dreiundzwanzig Jahre später, denke ich noch dasselbe. Kritiker haben ihre Daseinsberechtigung, aber oft nerven sie wirklich, vor allem dann, wenn es sich um Besserwisser handelt.
Ist Michael Haitel einer dieser Besserwisser?
Er hat einen Blog ins Internet gestellt mit einer Kritik über mein Buch Zufluchtsort Malta, und da nicht alles richtig ist, was er da schreibt, während er sich als Kritiker übt, schreibe auch ich mal so etwas ähnliches wie eine Kritik, eine Gegendarstellung oder eine Richtigstellung.
Wie Herr Haitel richtig schreibt, kennen wir uns nicht. Er hat mein Buch gekauft und sich mir sogleich als Verleger vorgestellt, dahingehend, dass er in seinem “Verlag” eine Kurzgeschichtensammlung mit Texten aus Malta herausbringen wollte, woraufhin ich ihm meine Kurzgeschichte Kröte hatte zukommen lassen, um nie wieder etwas von seinen Plänen oder gar deren Umsetzung zu hören.
Einen richtigen Verlag hat Herr Haitel nämlich gar nicht. Da ich mich in den neunziger Jahren regelmäßig auf den Buchmessen herumgetrieben habe, kenne ich mich im Verlagswesen aus, nicht zuletzt übrigens durch die Verhandlungen, die im Zusammenhang mit meinem Buch Zufluchtsort Malta standen, denn in der Tat hatte ich damals bereits zwei richtige Verlags-Verträge und ziemlich viel Pech, dass aus beiden nichts wurde, und auch aus einem dritten “Beinahe-Vertrag” 1998 nichts (trotz tagelanger Verhandlungen).
Schließlich freue ich mich über meinen Entschluss, das Buch – wenn auch viel später – selbst herausgebracht zu haben. Allein, dass ich oft höre, dass sich die Käufer an dem Buch erfreuen, ist ein gutes Gefühl, und wenn der Gewinn auch mühevoll erwirtschaftet werden muß, so kann ich nur immer und immer wieder sagen: Fast nur Bestseller bringen dem Autor oder der Autorin wirklich ordentliche Einnahmen, und mit Sicherheit hätte ich mit demselben Buch bei einem renomierten Verlag (Zuschußverlage meine ich nicht!) bei normalen 5% Autorenanteil auch nicht mehr verdient, denn das Buch ist weder für die Massen gedacht noch geeignet.
Herr Haitel schreibt, er bräuchte keinen persönlichen Reiseführer mehr, weil er den maltesischen Archipel bereits fünfmal bereist habe, und er rechnet dem Leser auch gleich schlau vor, dass dies ein Zehntel von meinen (bis dahin) fünfzig Aufenthalten ist. Er übersieht dabei, dass es auch andere Leute als ihn selbst gibt, und dass das Buch gerade bei Leuten sehr gut ankommt, die sich für Malta begeistern und alles lesen, was mit Malta und Gozo zu tun hat.
Als ich mein Manuskript in den neunziger Jahren auf Lesungen vortrug, stellte ich aber fest, dass es sich durchaus auch eignete für Leute, die Malta noch nicht kannten, und Interesse weckte, den Inselstaat einmal zu bereisen.
Herr Haitel kritisiert, dass auch ich mich – wie so viele andere Autoren – an die Orte, Plätze und Reiseziele gehalten habe, die jeder Tourist sehen sollte, oder die zumindest von großem Interesse sind. Dabei übersieht er, dass mein Buch auf dem Markt wohl gänzlich floppen würde, wenn ich das Gegenteil getan hätte, und über Bidni, Fomm-ir-Rih, Tal-Santi oder San Dimitri Point auf Gozo geschrieben hätte, Orte, die kaum ein Tourist kennt, und die auch ich erst dadurch kennengelernt habe, dass ich Malta und Gozo in den dreiundzwanzig Jahren Stück für Stück, Pfad für Pfad, zu Fuß bewandert habe (ein Artikel zu diesem Thema erscheint demnächst auf Malta, A.d.A.)
Herr Haitel schreibt, es würden falsche, veraltete und dahingeschluderte Fakten in meinem Buch vorkommen, wobei er sich hier vor allem am Apostel Paulus aufhängt, dem immer wiederkehrenden und wohl ewigen Streitthema. Dies führte zu einer enormen Erheiterung meinerseits, weil ich diese Diskussionen in den neunziger Jahren hinter mich gebracht habe. Nächte über Nächte habe ich mit den unterschiedlichesten Maltesern dieses Thema diskutiert, unter anderem mit dem auf Malta berühmten und leider verstorbenen maltesischen Schriftsteller Francis Ebejer. Allein, niemand weiß genau, ob der Apostel Paulus nun auf Malta war oder nicht, und es ist doch besser, sich an die allgemein üblichen Überlieferungen zu halten, als ohne Beweise liefern zu können einfach das Gegenteil zu behaupten. Ich selbst war leider ausgerechnet zum Zeitpunkt des Schiffbruchs nicht auf Malta und bin als Zeugin nicht zu gebrauchen, aber vielleicht war Herr Haitel ja anwesend und kann uns allen endlich die Wahrheit berichten?
Im Mai dieses Jahres war Papst Benedikt VI auf Malta, und hat dabei in seiner Rede fast von nichts anderem gesprochen, als von dem Apostel Paulus auf Malta. Die maltesischen Inseln und der Apostel Paulus sind für immer miteinander verknüpft, ob Herrn Haitel das nun gefällt oder nicht! Ich selbst bin nicht katholisch (wahrscheinlich im Gegensatz zu Herrn Haitel). Sehr wohl aber habe ich Recherchen betrieben, und zwar über viele Jahre, und deshalb auch in meinem Buch geschrieben: Es gibt Leute, die meinen, all das sei überhaupt nicht wahr, und der heilige Paulus sei nie auf Malta gewesen. Ich aber will es glauben und sehe keinen Sinn darin, die Apostel-Geschichte und all die Überlieferungen über Bord zu werfen (Zitat aus dem eigenen Buch).
Wir sollten es Bibelforschern überlassen, derart ins Detail zu gehen und über die Apostelgeschichte zu streiten. Vielleicht hat Herr Haitel ein grundsätzliches Problem mit der Kirche, denn auch über die Bedeutung oder Zuordnung der acht Spitzen des Malteserkreuzes kann er sich ordentlich ereifern.
Mein Buch ist keine wissenschaftliche Abhandlung. Ich verstehe mich als Poetin, und wenn ich auch Geschichte studiert habe (Ur-und Frühgeschichte), so ist das Buch Zufluchtsort Malta bewusst locker geschrieben, heiter, in einem Stil, der dem Leser einerseits vermitteln soll, wie ich mich auf den Inseln fühle, ihn aber gleichzeitig durch die interessante Historie führe.
Herr Haitel hat etwas anderes erwartet von einer Frau, die fünfzig Mal auf Malta war. In meinem Vorwort ist allerdings zu lesen, dass ich das Buch zwar 2009 herausgebracht, es aber bereits 1994 geschrieben habe, zu einem Zeitpunkt also, als ich “erst” ca. zwanzig Mal auf dem Archipel gewesen bin.
Wo die Malteser in meinem Buch seien, fragt Herr Haitel. Bei Paulus, hat er denn mein Buch gar nicht gelesen? Durch das gesamte Buch hindurch führe ich Gespräche mit Maltesern, es gibt Dialoge, ein wenig malti kommt vor, was soll dieser Unsinn? Glaubt Herr Haitel, noch mehr Privatleben würde den durchschnittlichen Leser interessieren? Nun, es gab noch mehr davon in meinem ursprünglichen Manuskript. Ich muß an dieser Stelle berichten, dass es sich bei der hier vorliegenden Version des Buches um die verbesserte und gekürzte Fahne meines ersten Verlages handelt. Das Buch wurde bereits lektoriert, und ich habe das lektorierte Buch übernommen, in der Überzeugung, dass mein Verlag von damals Recht hatte mit der Meinung, dass ich zu sehr in Details gegangen war, und außerdem einige Passagen zu frech formuliert waren. Zuviel Insider-Wissen möchte fast niemand mehr lesen, und schließlich schreibe ich all diese Dinge zusätzlich in Artikeln, Kurzgeschichten und Essays. Geduld, Geduld, lieber Herr Haitel, vielleicht werden Sie ja noch einiges zu lesen bekommen? (Übrigens gibt es auch Leute, die ein Pseudonym verwenden und unter unterschiedlichen Namen schreiben!)
Erheitert hat mich die Frage, wieso ich wohl fünfzig Mal Malta und Gozo bereist habe. Diese Frage stellt ein Mann, der sich auch als absoluten Malta-Fan sieht? Komisch! Gegenfrage: Wieso denn nicht? Malta ist längst meine zweite Heimat, mein Freundeskreis dort ist groß, und nicht zuletzt male und schreibe ich und betreibe all meine Recherchen zu meinen Texten vor Ort! (Ich geh nicht gern fort!)
Ich kann versprechen: Es wird keine Anke ohne Malta geben, denn man nennt mich auch:
Malt-Anke!