Klaus Marion
GESCHICHTEN AUS DER ASIMOV-KELLERBAR
und andere Science-Fiction-Fan-Satiren
Books on Demand, Norderstedt, 2012, Taschenbuch, 145 Seiten, ISBN 978 3 8482 0400 7
VORBEMERKUNG
Ich glaube, ich kenne Klaus Marion noch gar nicht persönlich; jedenfalls kann ich mich nicht mehr daran erinnern, ihn jemals persönlich getroffen und gesprochen zu haben (was möglicherweise meinem Alter zuzuschreiben ist). Aber ich hatte schon in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit ihm zu tun, als ich die ANDROMEDA NACHRICHTEN des SFCD machte und er in seiner »Zerrspiegel« genannten Sparte schon damals »Geschichten aus der Asimov-Kellerbar« ablieferte (was er inzwischen für die aktuellen ANDROMEDA NACHRICHTEN auch wieder tut).
WORUM GEHT ES?
Die Asimov-Kellerbar des Rudolf »Rudi« Gerstner ist die »erste und einzige deutsche Literatur- und Science-Fiction-Kneipe«, und in Klaus Marions Geschichten, die dort spielen, geht es um Autoren, Fans, normale Gäste, um Rudi Gerstner, um den Nachwuchsautor Frank Außenstein und seine Schreibmaschine – und immer um satirische Betrachtungen des Genres und der Szene. Damals wie heute.
WIE IST DER STIL?
Klaus Marion neigt zu milder Satire, was sich im Einklang mit seinen schriftstellerischen Fähigkeiten sehr angenehm liest. Man könnte sich eine »schärfere Zunge« wünschen – was mir nicht schwerfällt, denn ich stehe z. B. auch eher auf die scharfzüngigen Kabarettisten, Serdar Somuncu vorneweg, gefolgt von Urban Priol und anderen –, aber auch die »milden Satiriker«, die den Hauch der Nachdenklichkeit in ihren Worten mitschwingen lassen, haben ihre Existenzberechtigung.
WAS GEFIEL NICHT?
Das Layout des Buches. Die Seiten hängen zu weit nach unten. Es finden sich die üblichen Word-basierten Fehler wie mangelnde manuelle Silbentrennung, eingezogene erste Zeilen eines ersten Absatzes nach einer Leerzeile und Ähnliches mehr. Die Times New Roman als Brotschrift ist und bleibt langweilig und nach allen Regeln der Kunst längst abgedroschen.
Die Texte hätten eine Korrekturlesung mehr vertragen können. Auch sollte der Autor Bindestriche nicht in seinem Aktienportfolio oder auf dem Asimov-Kellerbar-Kneipendeckel investieren, sondern in seinem Text. Ich mag die neududensche Schreibweise »Sciencefiction« ebenso wenig wie »Science-Fiction« (was richtiger wäre), ich stehe immer noch auf das bindestrichfreie »Science Fiction«. Aber nur, wenn es solo daher kommt. Ein Science-Fiction-Fan ist ein Science-Fiction-Fan mit zwei Bindestrichen und nicht ein »Science Fiction Fan« ganz ohne. Oder mit nur einem. Dass sich dieser falsche Umgang mit dem Bindestrich sehr störend auswirkt, liegt vor allem daran, dass der Autor den kleinen Kameraden völlig gedankenlos mal verwendet, mal weglässt – und das niemals konsequent, sondern eher in dem Wunsch, die ganze mögliche Bandbreite der Nicht- und Falschverwendung zu präsentieren. Dass er es eigentlich kann (oder dass doch jemand Korrektur gelesen hat?) sieht man an der Titel- und der Rückseite des Buches. Ärgerlich jedenfalls.
Und letztlich verstehe ich nicht, warum viele Autoren, die bei Books on Demand in Norderstedt herstellen und verlegen lassen, die ISBN immer verhunzen, als wollten sie verbergen, dass die Norderstedter das Buch machen. Das ist doppelt blödsinnig, weil sie ja laut ihrer Bedingungen unter »Herstellung und Verlag« zu nennen sind, wenn man eine BoD-ISBN verwendet. Aber statt der richtigen ISBN 978-3-8482-0400-7 eine 978-384-820-400-7 zu vermerken, das ist so offensichtlich erfolglos wie der zusätzliche Vermerk »Druck: BoD« nach der Erwähnung von »Herstellung und Verlag« sinnlos ist.
WAS GEFIEL?
Die Geschichten. Die sind ohne jeden Zweifel gut. Manche sind alte, manche kannte ich schon (aus den alten ANDROMEDA NACHRICHTEN der achtziger Jahre), manche waren neu. Alle sind sie gut und nicht nur, aber speziell für den eingeweihten SF-Fan alter und neuer Zeit ausgesprochen lesenswert.
EIN PAAR ZITATE GEFÄLLIG?
Gerne.
»Du bist also gar kein Science Fiction Fan? Du schaust nicht nächtelang Science Fiction Filme? Du hast nicht Tausende von Taschenbüchern dieses Genres in Deinem Bücherschrank?« (S. 9)
Das als Beispiel für die Bindestrichvermeideritis – der Titel des Kapitels lautet »Für den Nicht-Science-Fiction-Fan«.
»Ob der Science Fiction Club Deutschland e.V., der Science Fiction Verband International, oder auch nur der Perry-Rhodan-Briefclub-Bullys-Schreibtisch (PRBCBS – ja, den gibt es wirklich!): […]« (S. 12)
Gut, der SFCD hat seinen Namen bindestrichfrei im Vereinsregister eingetragen, den SFVI kenne ich nicht (und ich vermute ihn als fiktiv), aber beim PRBCBS fand sich zwischen dem Briefclub, Bully und seinem Schreibtisch nie auch nur die Andeutung eines Bindestrichs. An solchen Sätzen bleibt man im wahrsten Sinne des Wortes hängen: Durch die ersten zwei Zeilen rutscht man förmlich haltlos durch, um dann an den vier PRBCBS-Strichen mit ruckartigem Reißen hängen zu bleiben. Man assoziiert förmlich den Selbstmörder, der vom Hochhaus springt, aber überlegt, weil er mit dem rechten Auge an einem hervorstehenden Nagel hängen geblieben ist.
ZU EMPFEHLEN?
Ja, für jeden, der nicht so ein pedantisches Arschloch ist wie ich.
NOCH WAS?
Erwähnenswert wären vielleicht noch die im Buch enthaltenen Longdrinkrezepte. Ich gehe mal davon aus, dass sie einen nicht umbringen, anderenfalls man in der Szene schon von entsprechenden Todesfällen gehört hätte. Ich kenne mich in dem Bereich nicht aus (ich kann nicht mal einen Martini selber machen, dazu brauche ich meine Frau), und möglicherweise sind die Drinks 0815, aber die Namen wie »Protonen-Flip« oder »Klingonischer Sumpfwurm« sind schon schön.