Wer es noch nicht mitbekommen hat: Ich bin Hundefan. Liebhaber. Leidenschaftler. Ich mag die Viecher. Alle. Auch die, die ich vielleicht nicht gleich mögen sollte. Weil sie doofe Herrschaften haben. Schlecht erzogen sind. Weil sie vielleicht einem kruden Schönheitsideal entsprechen. Egal. Sie sind alle Hunde. Sie sind alle knuffig. Liebenswert. Wundervolle Geschöpfe. Wie die hier:
Kim. Ungarin, Exstreunerin, Exproblemhund. Maus, Schnuffel, Knuffel, ein Wesen, das mir bei bestimmten Gedanken an Dinge, die in der Zukunft auf sie und mich zukommen, Tränen in die Augen treibt. Und nicht zu wenig. Aber das ist hier nicht das Thema.
Kim. Am Anfang war sie unsicher, aber inzwischen ist ganz sicher, dass sie eines mag: Auto fahren. Wenn wir raus gehen und ich ihr nicht schon im Treppenhaus das Halsband anlege, weiß sie: Auto fahren ist angesagt. Dann geht es raus vors Haus, und gleich zum Auto. (Eigentlich kennt sie mein Auto nicht. Es reicht, dass irgendein Auto an einem der üblichen Plätze steht, wo wir gerne parken, das weiß ist und eine Heckklappe hat. Aber ich bin ja auch noch da.)
Und Kim hat ein Geheimnis, hinter das ich nicht komme.
Wir machen uns also fertig, gehen aus dem Haus, sie weiß, wir fahren mit dem Auto, hin zum Heck, warten, bis Herrchen die Klappe aufmacht und hopp! rein mit dem Hund, rein in ihre Ecke (in meinem Auto, einem VW Passat Kombi, ist das ganze Heck für meinen Hund reserviert; eventuelles Ladegut kommt auf die Rückbank) und Schnuffelgesicht machen.
Wir fahren los.
Wenn ich losfahre, legt sie sich immer hin. Natürlich. Ein Hund ist nicht wirklich blöde, und wenn ich als Hund hinten drin keine Kontrolle darüber habe, ob es mich nach links, rechts, vorne oder hinten hobelt, dann lege ich mich einfach hin.
Also legt Kim sich hin.
Wenn ich zum See runter fahre, um mit ihr Gassi zu gehen, steht sie auf, wenn ich anhalte.
Wenn ich oberhalb des Sees anhalte, um von da aus mit ihr Gassi zu gehen, steht sie auf, wenn ich anhalte.
Wenn ich vorher am Supermarkt anhalte, rührt sie sich nicht.
Wenn ich vorher zur Tankstelle fahre und dort anhalte, rührt sie sich nicht.
Wenn wir unseren Gassigang durch haben, das gleiche Spiel. Ach nein, vorher sollte ich noch bemerken, dass sie zwar auf Autos reagiert, die auf einem üblichen Parkplatz stehen, aber was sie auf jeden Fall erkennt, ist unser Auto: der weiße VW Passat mit dem schmutzigen Heck, dessen Heckleuchten einmal angehen, weil Herrchen auf den Schlüssel drückt. Aber das ist eigentlich eine andere Geschichte.
Also gut. Wir haben den Hundegang durch, sie ist im Auto. Ich fahre los, sie legt sich hin. Wenn ich gleich nach Hause fahre, dann fahre ich in einem Stück durch, halte an, mache den Motor aus, der Hund steht auf, alles gut. Wenn ich vorher zum Supermarkt fahre, anhalte, den Motor ausmache, rührt sie sich nicht. Auch nicht, wenn ich vorher zur Tankstelle fahre. Erst, wenn ich vor dem Haus stehe …
Wie macht sie das? Was sie aus dem Heck des Wagens sieht, kann nicht wirklich aussagekräftig genug sein, es sei denn, sie hat ein fotografisches Gedächtnis. Aber sie ist hinten im Auto niemals nie nie nicht aufgestanden, als ich an einer Tankstelle angehalten habe. Genau genommen hat sie das auch nie gemacht, wenn wir längere Touren gemacht haben und an ganz fremden Tankstellen angehalten haben. Und sie steht auch im richtigen Moment auf, wenn wir zum ersten Mal an einem ganz neuen Ort laufen wollen. Es kann doch nicht sein …
Wie macht sie das? Meine Gedanken lesen kann sie nicht, definitiv. Sonst würde sie jetzt gerade an der Holzdecke über mir hängen und »La Paloma« miauen.
Wie macht sie das? Auch die Fahrzeiten zwischen A und B, B und C und was auch immer, können es nicht sein.
Es ist egal, wie man es dreht und wendet. Es bleibt die Frage:
Wie macht sie das?
Fakt ist, dass mein Hund genau weiß, wann ich das Auto anhalte und den Motor ausmache (das gehört zusammen), um dann die Heckklappe zu öffnen und mit ihr zu laufen. Und sie weiß ganz genau, wann ich das Auto anhalte und den Motor ausmache (sic!), um etwas anderes zu tun, in das sie nicht involviert ist.
Und mindestens jedes zweite Mal, wo mir das auffällt – und es fällt mir immer auf! – frage ich mich:
Wie macht sie das?