Nicht nur aufgrund des Ausbildungsstands meiner holden Gattin war der Besuch des Steinzeitparks Albersdorf keine schlechte Idee. (Ich bitte um Verständnis, dass ich dem geneigten Leser hier nicht darlege, was der Ausbildungsstand meiner holden Gattin mit Steinzeit zu tun hat; er hat, das ist sicher; ich verstehe es nicht [oder merke es mir auch einfach nicht], das ist auch sicher.)
Der Steinzeitpark selbst liegt am Ortseingang von Albersdorf, gut erreichbar, großer Parkplatz, durchaus auch mit Schatten (damit sich das Auto nicht so aufheizt, was die Hunde immer zu danken wissen). Geöffnet für Normalmenschen wurde er erst um 11 Uhr, wir waren schon um 20 vor 10 Uhr dort, nur Gruppen kamen in den Genuss einer Sonderbehandlung. Und natürlich fuhren gemeinsam mit uns zwei große Reisebusse auf den Hof, kotzten haufenweise Schüler aus und gaben den verblödeten Busfahrern Gelegenheit, geschlagene zehn Minuten zu brauchen, die die Luft verpestenden Motoren abzuschalten. (Oh ja, ich habe Verständnis, es hätte ja sein können, dass die ganze Schülermeute gegen die Lehrer ein Mehrheitsvotum für sofortige Rückfahrt erreicht hätte. Da muss man ja vorsichtshalber den Motor laufen lassen. Nicht auszudenken, man müsse den versehentlich zu früh abgeschalteten Motor neu starten. Mein Gott!)
Der Steinzeitpark Albersdorf besteht aus dem Park selbst und einem Steinzeitdorf. Nur letzteres ist »eintrittspflichtig« – ich verstehe auch nach langen Überlegungen nicht, wie ein Steinzeitdorf eintrittspflichtig sein kann. Ich muss also hineingehen, ob ich will oder nicht? Egal. –
Der Park jedenfalls ist täglich durchgehend zugänglich, ohne Einschränkungen. Das Steinzeitdorf kostet Geld, ist nur zu bestimmten Zeiten – eben ab 11 Uhr – und nicht an Montagen geöffnet.
Wir gönnten uns zunächst den Steinzeitpark. Es gab Sehenswertes mit Infotafeln, es gab vor allem schöne, schattige Waldwege, und trotz meiner Rückenschmerzen (an diesem Morgen aufgrund zu umfangreicher Bettlagerung meines Körpers über Nacht; es wäre doch sinnvoll gewesen, um 6 Uhr aufzustehen) konnte der Rundgang durch die Anlage gefallen. (Weniger gefallen hat die neuerliche Unfähigkeit der Verantwortlichen, eine ordentliche Beschilderung anzubringen; sogar die vorhandenen Karten waren irreführend bis schlicht und ergreifend falsch.)
Der Lageplan
Der bronzezeitliche Grabhügel von außen
Nach dem Rundgang gönnten wir uns dann das Steinzeitdorf. Die Hunde durften mit hinein, und der freundliche Herr hinter dem Schalter wusste, dass es schon öfter Klagen über Haithabu gegeben habe, weil dort eben keine Hunde mit in das Dorf durften – ich berichtete. Der Herr war sicher, dass die diese Entscheidung auch irgendwann überdenken würden, jedenfalls dann, wenn mehr und mehr Menschen eben nicht mehr hineingehen, sondern umdrehen würden, weil nicht die ganze Familie – und auch, wenn Nichthundebesitzer das nicht glauben: Hunde sind Familienmitglieder! – das Vergnügen goutieren durfte.
Der bronzezeitliche Grabhügel von innen
Ich machte viele Fotos im Steinzeitdorf, gönnte mir auch die Infotafeln, las aber wenig. Das würde ich nachholen, wenn ich die Blogbeiträge mit Bildern versehen und diese kommentieren würde. Ansonsten war das Hauptproblem die Schülerschar. Gleich beim ersten Bauwerk, das sich für ein Foto anbot, fiel mir ein, dass Fotos solcher Objekte mit Schülerhorden als wesentlichem Bestandteil auch nicht besser aussähe, als hätte McDonald’s dort eine Filiale aufgemacht. Muff. Und ärgerlich waren auch die einzelnen Schüler, die auch angesichts einer gezückten Kamera offensichtlich zu hilflos waren, ihren kleinen, präpubertären Arsch aus dem Bild zu bewegen.
Der bronzezeitliche Grabhügel von der Seite
Bester Gag war eine der Mitarbeiterinnen des Steinzeitparks. Kim war es irgendwann gelegen, mitten ins Gelände zu kacken. Kein Problem für mich: Tüte raus, aufgemacht, die wenig wohlriechende Masse in die Tüte inkludiert – und gut. Allein, nun stand ich mit der Tüte da und wusste nicht, wohin damit. Die Gattin wagte die Frage an diese Mitarbeiterin zu richten, wo es denn einen Abfallbehälter gäbe. Die Antwort lautete: »Nirgendwo«, und: »Die gab es ja in der Steinzeit auch nicht.«
Tja, Schätzchen. Es gab in der Steinzeit auch andere Sachen nicht: Schilder mit der Beschriftung »Rundgang«, Plastikschutzbrillen für die Kinder, die Feuersteine zerhacken wollten, die peinlichen Parkbänke (immer ein Tisch mit zwei angeflanschten Bänken, alles aus Holz), die überall – und vor allem in den (pseudo-) authentischen Gebäuden herumstanden, keinen Spielplatz, kein begehbares Hügelgrab mit Halogenscheinwerfern, und und und … Und vor allem keine Steinzeitparkmitarbeiterinnen, die auf eine ordentliche Frage eine blöde Antwort parat haben. Denn in der Steinzeit, gab es zwar Steinzeit, aber keinen Steinzeitpark und auch kein Steinzeitdorf.
Der Betreiber AÖZA ist ansonsten wohl ein löblicher, wenn auch nervender Verein. Auf den vielen Infotafeln wurde immer wieder der Begriff der »Megalithkultur« begleitet von dem Hinweis »mega = groß, lithos = Stein« begleitet. Und auf praktisch jeder Infotafel war davon die Rede, dass es das Bemühen des AÖZA sei, auf dem Gelände alles so werden zu lassen, wie es vor fünftausend Jahren gewesen sein: vor allem, was Landschaft, Vegetation, Viecher und so weiter anging. Ein »mission statement« ist ja in Ordnung, und es ist auch in Ordnung, wenn man dieses »mission statement« nach außen trägt, wo es ja auch hingehört, aber ich hätte mir dann doch eine ein wenig abwechslungsreichere Präsentation gewünscht.