Schwachsinn »heute«

Wer mal richtigen Schwachsinn in Sachen Gendern goutieren möchte, gönne sich das Interview der taz mit Petra Gestern, einer »heute«-Nachrichtenmoderatorin, deren Lichtlein im Kronleuchter möglicherweise kurz vorm Exitus steht: hier.

Zitat: »Ich selbst hatte nie ein Problem mit dem generischen Maskulinum, fühlte mich tatsächlich immer mitgemeint. Aber meine Großnichte, sie ist 20, fühlt sich dadurch diskriminiert. Ausgeblendet sozusagen.« Da fehlt einer Großnichte – die Gerster ist 65, heißt es – wohl ein wenig Selbstbewusstsein. Ich als Mann könnte mich ja auch durch das generische Femininum diskriminiert fühlen; ich fände das aber blödsinnig, weil … wie kann mich denn ein sprachliches, ein orthografisches, ein grammatikalisches Konstrukt diskriminieren? Es sind doch Menschen, die diskriminieren – und hier tun sich ja die Genderfans besonders hervor, indem sie nicht nur den Frauen den Verstand absprechen, sich vom generischen Maskulinum integriert zu fühlen, sondern auch alle anderen »Nichtmänner« ebenso ausgrenzen.

Zitat: »Nach meiner ersten Sendung mit Gendersternchen, im Oktober, haben sich um die 60 Leute beschwert. Das ist schon sehr viel. Böse Briefe gab’s vor allem von Männern. Aber auch eine Frau schrieb mir polemisch, ob ich jetzt auch von der Papierkörbin sprechen wolle. Mittlerweile sind die Beschwerden pro Sendung nur noch im einstelligen Bereich, es setzt also eine Gewöhnung ein.« Das ist keine Gewöhnung. Das ist die Erkenntnis, dass es vielleicht sinnvoller ist, andere Nachrichtensendungen zu schauen oder zu hören, in denen sich der O-Ton nicht nach einer Sprachfehlersammlung anhört.

Zitat: »Um das Thema tobt ein ideologischer Kampf, der vornehmlich von – wie ich vermute – älteren Männern geführt wird. Manchmal geradezu hasserfüllt. Offenbar geht es hier um eine Machtfrage, um Deutungshoheit. Und um die Angst dahinter, etwas von dieser Macht an Frauen und andere Minderheiten abgeben zu müssen. Ich verstehe nur nicht, was jemand durch geschlechtergerechtes Sprechen verlieren könnte.« Tja, Verständnislosigkeit hat in der Regel einen Grund. Fehlendes Wissen? Dummheit? Erkenntnisverweigerung? Geschlechtergerechtes Sprechen gibt es nicht – es gibt nur eine unsaubere Aussprache, bis hin zu durch Gewöhnung (sic!) erworbene (und nicht mehr reparable) Sprachfehlern. (Und man beachte: »…an Frauen und ›andere Minderheiten‹ … – da wissen wir doch gleich, welcher Gesinnung die Dame ist.)

Zitat: »… und deshalb sollte man auf die Hörgewohnheiten der Zuschauer*innen auch Rücksicht nehmen und das Gendern nicht mit dem Bulldozer durchdrücken. Außerdem gibt es verschiedene Möglichkeiten, Diversität zum Ausdruck zu bringen.« Ja. Aber nicht mit Brabbelsuppe aus der Krabbelgruppe … Mal ganz davon abgesehen, dass Diversität ein ganz anderes Thema ist und von den Genderunfuglern eh mit Füßen getreten wird. (Mir fehlt noch die Theorie, die Genderei sei eine Erfindung alter weißer Männer, um später den Frauen die Schuld an der Zerstörung der deutschen Sprache in Schrift und Ton in die Schuhe zu schieben.)

Zitat: »Ich würde beispielsweise nicht von Neanderthaler*innen sprechen, das entbehrte nicht einer gewissen Komik. Und bei Delikten wie der Kinderpornografie würde ich wohl in den meisten Fällen von Tätern sprechen. Gendern sollte man nicht aus Prinzip, um seiner selbst willen, sondern kontextabhängig und sensibel.« Ach, es gab keine Neandertalerinnen (die sich übrigens ohne th, nur mit t schreiben würden)? Das ist schon sehr seltsam, hat man doch weibliche Neandertalerskelette gefunden … Und ach, es gibt keine weiblichen Kinderpornografietäter? Tatsächlich sollte Gendern gar nicht stattfinden, denn natürlich fidnet es immer um seiner selbst willen statt; ich als Verleger, Lektor und Korrektor habe diesbezüglich schon meine Erfahrungen machen dürfen.

Zitat: »Offenbar ist das Bedürfnis nach einer geschlechtergerechten Sprache ja eben deswegen so groß, weil Frauen – wieder oder immer noch – weniger präsent sind.« Der Witz ist – und im Grunde wird sie das im Folgenden bestätigen –, dass es nicht die Frauen sind, an denen das liegt. Auch nicht die Männer im Allgemeinen. Sehr viel wahrscheinlicher sind es die Männer – und Frauen – in den Medien, die sich zu wenig um eine gleichberechtigte Präsenz von Männlein und Weiblein auf der Mattscheibe und den Schmierblättern des Landes kümmern. Da kommt die Genderei gerade recht – als Alibi und als Ablenkung vom eigentlichen Problem.

Zitat: »Wie die Tatsache, dass in unseren Nachrichtenfilmen immer noch viel zu wenige Frauen auftreten.« Siehste!

Zitat: »[Woran liegt das?] Nun, zum einen an der noch immer männerdominierten Realität, die wir abbilden müssen, oft ist es aber einfach auch Bequemlichkeit. Man braucht einen O-Ton, und als Erstes fällt einem der Mann ein, den man schon hundert Mal als Experten gesehen und abgespeichert hat. Das war auch zu Beginn der Corona-Pandemie so. In den ersten Monaten kamen nur Virologen und Epidemiologen zu Wort, und alle Welt bekam den Eindruck, das sei eine rein männliche Domäne. Inzwischen wissen wir es besser und sehen auch in den Talkshows immer öfter eine Corona-Expertin. Nach den kompetenten Frauen muss man eben suchen, weil sie sich oft auch selbst nicht in den Vordergrund drängen, und das kostet Zeit und Mühe.« Und wieder ist nur der Mann schuld, auch daran, dass auch Medienfrauen zu faul sind, sich um ihresgleichen in der Presse und den Medien zu bemühen. Und dann waren da ja noch die beiden Weibsbilder, die die Virologin Sandra Ciesek interviewten und sie zur Quotenfrau Christian Drostens machten – was wirklich ein echter Gewinn für die Gleichberechtigung der Frau war und ist. Für mich ein Wunder, dass Frau Ciesek angesichts der Frage, ob ihr klar sei, dass sie die Quotenfrau sei, cool geblieben ist.

Fazit: Dummheit regiert. Und Gendern hilft dabei. Nur beim eigentlich angeblichen Ziel – die Gleichberechtigung der Frau (und was ist eigentlich mit den »Diversen«?) – hilft es nicht die Bohne. Ganz im Gegenteil.

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