Böse Zungen könnten behaupten, das Buch, das ich unter dem Titel »PrimaBel – Connecting cultures | Kulturen verbinden« als Band 71 meiner Reihe »Außer der Reihe« verlegt habe, wäre ein Abfallprodukt. Grund falsch wäre das nicht – allerdings ungerechtfertigt abwertend. Das Werk – bestehend aus grob gerechnet einem Viertel Gedichten in englischer und deutscher Sprache und drei Vierteln Fotografien, ein Teil davon bearbeitet und verfremdet – erreichte zuerst Kai Beisswenger, meinen Partner im Imprint »Zwischen den Stühlen«. Es passte dort nicht ins Belletristik-Konzept, und Kai fragte nach, ob das etwas für »Außer der Reihe« wäre.
Die Fotos gefielen mir. Mit Gedichten kann ich selbst nicht wirklich viel anfangen, obwohl sie textlich durchaus ihren Reiz haben. Das eigentliche Problem mit Gedichten für einen deutschen Kleinverlag ist die Rezeption durch den potenziellen, im Großen und Ganzen nicht existierenden Leser. Hätte ich eine böse Zunge, würde ich behaupten, dass der Leser deutschsprachiger Werke – über die englischen Gedichtfreunde kann ich mir mangels Erfahrungen wenig Gedanken machen – mit Gedichten aus intellektuellen Gründen nichts anfangen kann; ich könnte das noch böser formulieren, aber das wäre dann vermutlich kontraproduktiv.
Wie auch immer: Das Buch ist an sich schon ein schöner Bildband. Die Gedichte zu den jeweils darauffolgenden drei Fotos kann man gerne als Bilduntertitel lesen, die erläutern, was die Fotografen sich bei den Aufnahmen gedacht haben. Und natürlich zeigen sie auch auf, was die Autoren zu den Gedichten inspiriert hat. Eine Wechselwirkung.
Die eigentliche Absicht hinter dem Buch – Kulturen zu verbinden –, basiert vor allem auch darauf, dass Irmy Algader in Deutschland geboren wurde und heute in Italien lebt, und ihr Co-Künstler Zoran Jovanovic in Belgrad geboren wurde und dort lebt und künstlert. Deutschland, Italien, Serbien – das ist eine Art Kulturendreieck, das hier bildlich und textlich Verbindungen hat.
Langer Rede kurzer Sinn: Das Buch wird sich – wie so manch anderer bildlastiger Band meines Verlages – an ein sehr spezielles Publikum richten, und es wird sich zeigen, wie viele deutsch sprechende und lesende Menschen darunter sind. Mit zwei Leseproben kann man sich einen kleinen Einblick in Inhalt und Machart des Buches verschaffen:
»Being viced | Lasterhaft sein« – »Night-fall | Einbruch der Nacht«