Nochmal zum Rechtschreibrat
Was für ein Durcheinander! Drei Wochen nach der Sitzung des Rats für deutsche Rechtschreibung kommunizieren seine Mitglieder vorrangig über die Medien miteinander. Prof. Lutz Götze sagt in einem langen Leserbrief an die FAZ, dass er sich eine klärende und eindeutige Stellungnahme des Rats gewünscht hätte. Prof. Henning Lobin (Direktor des Instituts für deutsche Sprache) antwortet auf Twitter (auf Twitter!) und in einem SPIEGEL-Interview. Er macht deutlich, dass er die Entscheidung des Rats einfach ignoriert und stattdessen den Gebrauch von Genderzeichen als unausweichliche Sprachentwicklung hinstellt. Den Vogel erlegt nun in einem Interview die Geschäftsführerin des Rechtschreibrats, Dr. Sabine Krome: Das generische Maskulinum sei „out“, ergänzt um diese aufschlussreiche Erkenntnis: „All diejenigen lehnen geschlechtergerechte Sprache ab, die das Anliegen, alle Menschen gleichwertig zu betrachten, nicht akzeptieren können.“ Wie bitte? Wer morgens seine Brötchen beim Bäcker kauft und nachmittags zum Arzt geht, hat etwas gegen Geschlechtergerechtigkeit? Wenn das tatsächlich die Einstellung der Verantwortlichen des Rats für deutsche Rechtschreibung ist, muss man sich wirklich fragen, welchen Sprachgebrauch der Rat da eigentlich beobachtet. Der Rat gibt in der Öffentlichkeit derzeit ein Bild ab, bei dem daran gezweifelt werden darf, ob er seiner Aufgabe, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren, überhaupt noch gewachsen ist. (Holger Klatte)
[aus dem Infobrief vom 31.07.2023 des VDS e.V.]