Näherung mit leichtem Risiko

Sich heutzutage religiösen Themen in irgendeiner Form zu nähern – und in meinem Verlag reden wir sinnvollerweise von textlichen Veröffentlichungen –, kann sich als Risiko erweisen. Gut, einer meiner Autoren hat letztens noch festgestellt, dass ihm niemand zu seiner einzigen Mohammed-Karikatur ein Todesurteil übermittelte, aber das heißt nichts. Selbst so simple Dinge wie die Verweigerung gegenüber Abtreibungsverboten kann einem einen erzkatholischen »Shitstorm« bescheren. Von ganz anderen Themen ganz abgesehen. Ich möchte hier den Islam gar nicht erwähnen.

Die Anthologie »C.R.E.D.O.«, die Karl-Ulrich Burgdorf und Rainer Schorm zusammengestellt haben, ist so risikoreich nicht – wenn man simplen und religiös verbräumt-verblödeten Geistes ist. Man muss schon eine ordentliche Menge Hirnschmalz besitzen und einsetzen können, um in den Geschichten wirklich auf die richtigen Trichter der Religionskritik zu kommen. Aber manchen der Autoren war das auch nicht die Hauptsache – denn letztlich geht es in einer Anthologie, die in Buchform erscheinen soll (und wird), auch um den ganz profanen Autorenwunsch, nicht nur ein Einstellung, ein Weltbild zu vermitteln, sondern auch Unterhaltung zu ermöglichen.

Als Mitglied im Verein Deutsche Sprache (VDS e.V.) darf ich mir vorwerfen lassen, ein Neonazi zu sein, weil ich die deutsche Sprache hochhalten möchte. Als Exkatholik, der ich bin, mag man mir angesichts dieser Anthologie vorwerfen, dem Atheismus auf Kosten zugelassener und zulässiger Religionen Vortrieb leisten zu wollen. Gut. Das ist auch unter simpelsten Argumentationsgesichtspunkten bodenloser Schwachsinn. Aber so sind die Kritiker, die solche Ideen nutzen …

Ich finde, die Anthologie bietet nicht nur Möglichkeiten, die eigenen Ansichten als bestätigt zu betrachten, sondern auch, neue Ansichten zu betrachten, zu überprüfen und zu übernehmen oder zu verwerfen. Das ist das, was Literatur immer auch erreichen sollte. Und hier ist das gelungen.

Burgdorf, Karl-Ulrich & Schorm, Rainer (Hrsg.), C.R.E.D.O.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*