Kein DPDS für Perforationsscheiß

Dass ich mit Produktdesign gerne auf Kriegsfuß stehe, dürfte inzwischen bekannt sein. Immerhin habe ich der Welt ja den DPDS, den »Designpreis für Designscheiß« gegönnt, den Preis mit dem UUU-Label: unbequem, unverlangt, unbeachtet. Und bei aller Liebe: Manche Produkte sind so scheiße, dass sie mir nicht mal einen DPDS wert sind.

Aktuell gefallen mir die Produkte der Marke »swirl«, ein Produkt der Cofresco Frischhalteprodukte GmbH & Co. KG, als Marke bekannt für jede Menge Plastikzeug, hier sind es Müllsäcke, 35 Liter Volumen, 55 x 62 cm Format. Dass die Säcke inzwischen auch mit Duft (und Geschmack? Nein, das habe ich nicht probiert) daherkommen, ist eine feine Sache, übertüncht der hübsch künstliche Geruch nach Zitrusfrüchten oder Vanille und Lavendel die olfaktorische Zumutung der eigenen Abfälle.
Abenteuerlich indes ist die Handhabung. Das beginnt mit der Papierumhüllung der Müllsackrolle, die sich der reibungs- und rückstandslosen Beseitigung gerne verweigert. Und das geht vor allem weiter mit den Säcken an sich.
Es entzieht sich meinem Verständnis, warum ich meine 9 Müllsäcke auf einer Rolle am Stück bekomme, voneinander nur durch schwachbrüstige Perforationen getrennt, die oft genug so liederlich und lustlos angebracht wurden, dass sich der nächste Müllsack nur mit brachialer Gewalt – resultierend in einem Riss im Sack, einem sogenannten Sackriss – oder besser mit einer Schere – auch hier Sackrissrisiko! – von der Rolle trennen lässt. Mein Verständnis fehlt, weil die Maschine, die die Perforation anbringt, genauso gut die Säcke auseinanderschneiden könnte, und eine nachfolgende Maschine würde sie dann wieder zusammenrollen. Klar, das nächste Argument sind dann die Kosten … blablabla! Ich habe nämlich genau solche Müllsäcke schon gehabt, allerdings von einem anderen Anbieter (der beim nächsten Mal auch wieder den Zuschlag bekommt); und die Anschaffungskosten waren die gleichen wie beim »swirl«-Produkt.

Ich vermute, der deutsche Mensch an sich wird sich an solchen Kleinigkeiten allenfalls marginal stören. Ich könnte das auch tun, aber dann würde ich mir ein Thema für meinen Blog durch die Lappen gehen lassen. Und ebenso eine Gelegenheit, anzumerken, dass ich es bodenlos schwachsinnig finde, VEGANE Müllsäcke zu produzieren – solche kamen mir beim letzten Einkauf auch in die Finger, aber da fehlte mir dann der Sinn: In meinem Haushalt wird kein veganer Müll produziert, also nutzt mir ein veganer Müllsack für die Rettung der Welt überhaupt nichts. (Und sach ma … Plastik vegan? Habt ihr eigentlich ein Rad ab?!)

Preiskandidat?

Heute zeigt sich ein neuer potenzieller Kandidat für den DPDS, den Design-Preis für Design-Scheiß am Horizont.
Ich bin Diabetiker und spritze tagsüber drei Mal am Tag Insulin, ein Produkt namens »Apidra SoloStar«, geliefert in Pens zur subkutanen Anwendung. Beteiligt sind drei Firmen: der Hersteller Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, die Firma MPA Pharma GmbH, die die Produkte umpackt – was immer das bedeutet –, sowie der Vertrieb EMRA-MED Arzneimittel GmbH.

Das Produkt gibt es in drei Packungsgrößen: 5 x 3 ml, 9 x 3 ml und 10 x 3 ml. Bislang bekam ich immer die Packungsgröße 10 x 3 ml verschrieben, eine Verpackung aus Papier bzw. Karton; nur die Pens sind natürlich aus Kunststoff. Aus unerfindlichen Gründen – ich berichtete hier darüber – bekam ich von einem Vertretungsarzt die Packungsgröße 9 x 3 ml verschrieben, angeblich, weil Vertretungsärzte immer die kleinste Verpackung verschreiben (sollen, müssen, können, dürfen, wollen [Unzutreffendes bitte streichen]); die 5 x 3 ml waren offensichtlich zu klein (immerhin bin ich ja chronischer Diabetiker). Und diese Verpackung ist ärgerlich – kurz gesagt. Denn die Umverpackung der neun Pens ist wiederum aus Karton, aber innen drin finden sich drei Schälchen aus transparentem Plastik – und dafür gibt es überhaupt keinen Grund, denn die innere Verpackungsform der Packungsgröße 10 x 3 ml hätte auch hier einwandfrei und problemlos funktioniert.

Wer von den Beteiligten den Preis zu verantworten hätte, wäre zu klären. Zu klären wird auch sein, ob das Trio den DPDS 22/05 erhalten wird oder nicht. Das wird davon abhängen, ob sich bis Ende April noch ein an größerem Intelligenzmangel leidender Kandidat der Öffentlichkeit präsentieren wird.

DPDS 22/04 – der Designpreis für Designscheiß

Wie im Vormonat zeichnet der

Designpreis für Designscheiß 22/04

einen Anbieter aus, der Plastik offensichtlich für ein ultimatives Verpackungsmaterial hält.

Ecuphars Produkt OROZYME ist ein Zahnpflegeprodukt für Hunde. Unterschiedlich dick, nicht immer gleich groß, jedenfalls aber hart und zäh sind die Kaustreifen nicht für jeden Hund die richtige Wahl. Eine meiner Hündinnen lehnt den Aufwand, sich des Kaustreifens endgültig zu bemächtigen, schlicht und ergreifend ab (sprich: es ist ihr zu anstrengend). Immerhin nennt Ecuphar die Zusammensetzung des Produktes auf der Außenverpackung.

OROZYME ist ein Warenzeichen der belgischen Firma Ecuphar, die den Vertrieb einem deutschen Ableger in Greifswald übertragen hat. Hergestellt wird das Produkt in Mexiko, wobei die Herstellerangabe auf der Verpackung irreführend ist:

»Apelso Camino a la Libertad« ist möglicherweise keine Firma, jedenfalls findet man im Internet nichts zu einem solchen Hersteller.

Aber wie auch immer: Grund für die Preisverleihung ist das, was man in der Verpackung aus Pappe findet – eine Plastikverpackung, nicht von Hand, sondern nur mit Hilfsmitteln (wie Schere oder Messer) zu öffnen, darin die Kaustreifen, die man leicht auch in einer Papierverpackung hätte liefern können. Auch diese Verpackung ist stark metallhaltig und damit nicht nur als Plastik eine Umweltsünde. Dafür hat Ecuphar meiner Ansicht nach den DPDS 22/04 mehr als verdient.

DPDS 22/03 – der Designpreis für Designscheiß

Im DPDS geht es nicht nur ausschließlich um Idiotien, die sich Designer teuer bezahlen lassen und die wir Kunden am Ende in jeder Beziehung zu verkraften haben. Es gibt auch andere Sünden, die letztlich als Designscheiß auf den Nutzen eines Produktes durchschlagen. Der

Designpreis für Designscheiß 22/03

geht diesmal an den Konzern Pedigree.

Den Preis erhält Pedigree nicht für sein Produkt »Dentastix« an sich – das ist ein Produkt, das allgemein positive Bewertungen erhalten hat und erhält und in dem einen oder anderen Test als Testsieger hervorgegangen ist. Meine Hündinnen vertragen es und nehmen es gerne an.

Zu kritisieren ist die Verpackung. In dem Vorratskarton sind 15 Verpackungen à 7 Dentastix enthalten. Jede dieser Verpackungen ist aus innen metallbedampftem Plastik. Nicht nur die Plastikmenge, sondern auch die Tatsache, dass man zum Öffnen der Verpackungen brachiale Gewalt braucht – sofern man keine Schere zur Hand hat – ist zu kritisieren. Insbesondere letztgenannter Punkt kann gerade für ältere Menschen schon mal ein Problem darstellen – und zeigt nur, dass die Verpackungsdesigner vollständig versagt haben. Gerade die Riffelung am oberen Rand sowie der Länge der Verpackung nach dient nicht etwa dazu, das Öffnen der Verpackung zu vereinfachen, sondern ganz im Gegenteil: Aus welchen Gründen und zur Vermeidung welcher Fehlbedienung auch immer dient die Riffelung der Stabilisierung der Verpackung.

Bemerkenswert sind noch weitere Dinge. Zum einen sind die Verpackungen auf der Rückseite in 11 Sprachen beschriftet, jedoch findet man keinerlei Information über die Inhaltsstoffe. Auf der Internetseite erfährt man nur: »Nothing Extra. No added sugars or fillers.«
Interessant ist auch, dass so ein »Multipack« zwar oben eine Öffnung besitzt, damit er in Verkaufsregalen aufgehängt werden kann, laut Beschriftung jedoch »nicht zum Wiederverkauf« gedacht ist. Was bedeutet: Hat man den Vorratskarton gekauft, dient der Inhalt rein zum privaten Gebrauch. Das ist verständlich – immerhin möchte Pedigree dem Handel nicht mehr Spanne einräumen, als er sowieso schon haben könnte. Andererseits stellt sich dann die Frage, warum man ein Produkt, das »nicht zum Wiederverkauf« gedacht ist, eine Verpackung gönnt, die genau dies zu widerlegen scheint.

Letztlich bekommt Pedigree den DPDS 22/03 vorrangig wegen seiner massiven Teilnahme an der weltweiten Plastikverseuchung – und dies ist insbesondere unter dem Gesichtspunkt angemessen, dass es – zwar wenige – Anbieter gibt – aber es gibt sie! –, die ihre gleichartigen Produkte in Papier verpacken. Ohne Plastikzusatz, ohne metallbedampfte Innenseite der Verpackung, einfach nur mit Papier.

DPDS 21/12 – der Designpreis für Designscheiß

Es ist mal wieder Zeit für einen Designpreis. Für Designscheiß.

»Kesium« ist ein Antibiotikum für Hunde, der Wirkstoff ist Amoxicillin. Inhaber der Zulassung ist die Firma Biokema SA in Crissier (Schweiz), den Vertrieb in Deutschland hat die Ceva Tiergesundheit GmbH in Düsseldorf. Beiden Firmen wird hiermit der

Designpreis für Designscheiß 21/12

verliehen.

Zur Begründung:

»Kesium« wird in der Variante »Kesium 250« bei Hunden mit einem Gewicht zwischen 20,1 und 25 kg zweimal täglich in Form von 1 ¼ Tabletten gegeben. Es handelt sich um Kautabletten. Um die Viertelung der recht großen Tabletten zu ermöglichen, gibt es dank der Geistesgegenwart eines an der Designentwicklung beteiligten Wichtes eine entsprechende Einkerbung.
Damit hatte Intelligenz allerdings ihren ganzen Auftritt. Denn: Die Tabletten werden in einer Blisterverpackung geliefert, deren Folie so stark ist, dass die mit ungeeigneten Füllstoffen designten Tabletten zerbröseln (und zwar nicht in Viertelstückchen), bevor man sie herausnehmen kann. (Es empfiehlt sich, die Blisterfolie mit einem spitzen Messer einzuschneiden und mit dem Fingernagel hochzuknibbeln; ein intelligenter Designer hätte ich einer Masturbationspause eine Perforation vorgesehen oder eine dünnere Folie genommen.)

Es handelt sich, wie gesagt, um Kautabletten. Es gibt Hunde, die bei der Aufnahme von Leckerlis – die jeder Hund deutlich von anderen Leckerlis, die er normalerweise bekommt, unterscheiden kann – ein wenig mäkelig sind und nicht alles in sich aufnehmen wollen, was ihnen angeboten wird. Es stellt sich daher die Frage, warum ein Produktdesigner für ein Hundearzneimittel nicht darüber nachdenkt, wie er das Arzneimittel für jeden Hund olfaktorisch und lukullisch so attraktiv machen kann, dass man kein Joghurt, keinen Käse und keine Leberwurst benötigt, das Arzneimittel erfolgreich zu verabreichen.

Einem Hund Arzneimittel geben zu müssen, ist traurig genug (Naomi hat sich eine Kralle abgerissen, sodass nur das Krallenbein übrig geblieben ist; das ist eine schmerzhafte Angelegenheit, sowieso …), aber immerhin eine Frage des Tierschutzes. Produkte wie »Kesium« verstoßen meiner Ansicht nach gegen jeden Grundgedanken des Tierschutzes, weshalb der DPDS als minimalste Würdigung solchen Unsinns angemessen erscheint.

DPDS Oktober 2020

Den DPDS, den »Design-Preis für Design-Scheiß« habe ich bislang nur einmal vergeben – im August 2019. Danach hatte ich noch zwei Kandidaten, bin aber nicht zur Veröffentlichung gekommen; damals war anderes wichtiger, vor allem dieses dämliche Fratzenbuch. Aber das wird sich ändern. Für den »DPDS August 2019« fehlen noch Fotos, die schon vorliegen. Die anderen beiden Objekte werden als »DPDS September 2019« und »DPDS Dezember 2019« prämiert.

Aber heute zunächst zum aktuellen DPDS, dem vom Oktober 2020. Diesen »Design-Preis für Design-Scheiß« bekommt die Firma OK Snacks Germany GmbH in Viersen, und zwar für ihre »Hofgut Kessel-Chips« in dieser Aufmachung:

Zur Begründung:

Zum einen ist es in der heutigen Zeit ein wohlfeiles Ansinnen, etwas für die Umwelt zu tun. Ob man nun durch die verstärkten Verbrauch von Papier und damit letztlich auch von Bäumen der Umwelt wirklich etwas Gutes tut, sei an dieser Stelle dahingestellt. Immerhin stellt die abgebildete Verpackung der »Hofgut Kessel-Chips« einen bemerkenswerten Versuch dar, den Plastikmüll zu minimieren. Mag man jedenfalls meinen, wenn man die aus kräftigem Papier bestehende Verpackung in die Hand nimmt. Dumm nur, wenn die Produktdesigner ihre konsequente Entscheidung »pro natura« ebenso konsequent ad absurdum führten, indem sie die Papierverpackung auf der Innenseite mit einer metallen wirkenden Schicht belegt haben: silbern, möglicherweise eine aluminiumhaltige Verbindung – Aluminium ist bekanntermaßen toll für die Umwelt, was die Herstellung angeht – oder eine Mischung aus Metall und Kunststoff. In jedem Fall hätte schon diese Dummheit gereicht, den »DPDS Oktober 2020« zu rechtfertigen, aber der Träger der Marke »Hofgut« ist wahrlich konsequent:

Denn zum anderen gebührt der Firma OK Snacks Germany in Viersen der »DPDS Oktober 2020« für die sinnlose Beschriftung eines ganz offensichtlich für den Verkauf in Deutschland bestimmten Produktes mit englischer Krabbelgruppenbrabbelsuppe. Die englischen Worte für »Kessel« sind sicherlich wenig geeignet, auf so einer Produktverpackung angebracht zu werden: boiler, kettle, tank, pot … das versteht doch kein Mensch, und wenn doch, dann falsch (ich denke da vor allem an »pot«). Und »enjoy your meal« statt »GUTES ESSEN« hätten McDonald’s-Fans sicherlich verstanden. Andererseits stellt sich wirklich die Frage, welche Idiotie den Schöpfer des denglischen Mischmaschs auf der Front der Verpackung geritten hat. Ich tippe auf einen fiesen Drogendealer, den der Kunde irgendwann mal beschissen hat …

Unberücksichtigt bleibt bei meiner Entscheidung die durchaus nicht unvorbildliche Rückseite der Verpackung. Natürlich ist »Red Pepper« durchaus roter Pfeffer, der aber nicht verarbeitet wurde, weil es sich laut Inhaltsstoffliste um »Cayennepfeffer« handelt. Und diese Inhaltsstoffliste rettet die Firma OK Snacks Germany in Viersen ganz sicher auch vor teuren Abmahnungen wegen Verstoßes der Kennzeichnungspflicht – wären diese Angaben auch in englischer Sprache verfasst, wäre das eine gute Gelegenheit, dem Hersteller neben diesem wenig beachteten Preis auch eine Nase drehen zu können.